Vereinschronik (wird überarbeitet)

 

(Heinz- Lothar Mehl)
Vom Fanfarenzug zum Orchester!

Die wechselreichen Gründungsjahre

Während eines Zeltlagers des Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) bei Münster im Jahre 1950 kam der Iserlohner Gruppe die Idee einen Fanfarenzug zu gründen. Es trafen sich alsbald 12-14 gleichgesinnte Jungen und bildeten unter der Leitung von Hans Lau mit Landsknechtstrommeln und Fanfaren einen Fanfarenzug. Geprobt wurde zunächst im Falkenheim am Stillen Weg, danach im Iserlohner Stadtwald in den Klippen und an den Stadtsteichen unter freiem Himmel. Größtenteils wurden Fanfarenmärsche gespielt. Da dieser Fanfarenzug Mitglied im BDP war, sahen sie keine Notwendigkeit einer besonderen Namensgebung. Zunächst wurde nur bei Veranstaltungen des Bundes Deutscher Pfandfinder musiziert. Das äußere Erscheinungsbild war dementsprechend das blaue Pfadfinderhemd, Halstuch und die Lederhose.

1952 wirkte man zum erstenmal im IBSV Schützenzug mit. Das Pfadfinderhemd wurde durch ein weißes Hemd ersetzt, das Halstuch mit Knoten und die Lederhose wurden beibehalten. Es war zur damaligen Zeit schon sehr beeindruckend, wenn nach dem hoch zu Ross reitenden Herold die Pfadfinder mit hellen schmetternden Fanfarenklängen und durchdringenden rhythmischen Schlägen auf den Landsknechtstrommeln den Schützenzug ankündigten. 1954 wurde der Bund Deutscher Pfadfinder aufgrund eines zu hohen Durchschnittsalters und fehlender Führungskräfte immer schwächer. Klaus Dieter Esser und Gerd Schipper formierten sich mit den Instrumenten und den restlichen Jugendlichen in der Gesamt- Deutschen Jugend unter den Freien Jugend Verbänden (FJV).

Die Übungsarbeiten wurden intensiviert und nunmehr unter Dach und Fach in den Saal des Buchenwäldchens verlagert. Unter der Regie des 1. Vorsitzenden Paul Hiitenkamp vergrößerte sich der Fanfarenzug dann änden" rasch, die Auftritte im hiesigen Raum wurden häufiger. Auch Teilnahmen an Wettstreiten konnten durchgeführt werden. Das Erscheinungsbild wurde wiederum erneuert, man präsentierte sich nun mit weißem Hemd und langer schwarzer Hose.

 

Leider gestaltete sich die Führung innerhalb des Jugendvereins schwierig, so dass nach dem Ausscheiden von Paul Hiltenkamp im Jahre 1959 die Trennung von den Pfadfindern vollzogen wurde. Es folgte die Fusion mit dem Fanfarenzug der Katholischen Jugend und dem Fanfarenzug Westend, aus der die selbständige Jugendgruppe mit dem Namen Waldstädter Fanfarenzug hervorging.

1.Vorsitzender war Walter Kunolt, Chorleiter Gerd Schipper und die Zugführung übernahm Klaus Dieter Esser. Der Fanfarenzug wuchs auf 66 Musiker an. Aufgrund der intensiven Arbeit waren Auftritte im In- und Ausland möglich. Besonders hervorzuheben ist die Teilnahme an den Wettstreiten in Honsbrock in Holland Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre. Die vielen Pokale, die der Waldstädter Fanfarenzug mit nach Hause brachte, sind heute noch im Vereins-Casino in der Pokal-Vitrine zur Erinnerung ausgestellt. Mit finanzieller Hilfe der Stadt Iserlohn wurde eine neue Kleidung angeschafft: blaue Clubjacke, weißes Hemd mit Binder und grauen Hosen.

          

Die 60er - Jahre der Freundschaften

Fleißig und diszipliniert wurden die Musikstücke einstudiert. Der Waldstädter Fanfarenzug war nun in der Lage, an außerregionalen Wettstreiten teilnehmen zu können. Das gelang mit Erfolg. Der Waldstädter Fanfarenzug errang 1960 in Leverkusen den 2. Preis in der F- Klasse.

Stillstand war nie angesagt. Um ein erweitertes Repertoire und ein farbigeres Klangbild darbieten zu können, wurde 1969 unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Günter Siemens mit der Umstellung von Fanfaren auf Ventilblasinstrumente begonnen. Der Musiklehrer Schlichter war es, der die mühevolle, aber ehrenhafte Aufgabe dieses Instrumentenwechsels übernommen hatte. Das war kein leichtes Unterfangen, denn die meisten Fanfarenbläser hatten keine musikalische Grundausbildung. Dennoch zeigten sich die ersten Erfolge. Der WFZ nahm an der 1. Musikparade des IBSV und natürlich auch an den Schützenfestumzügen teil.

Mit finanzieller Unterstützung der Brauerei Iserlohn kleidete sich der Waldstädter Fanfarenzug im gleichen Jahr zum ersten Mal mit einer Uniform ein. Eine einfache beige, hochgeschlossene Jacke mit Schulterklappen und einer Kordel verziert. Dazu eine schwarze Hose, ein weißes Hemd mit weinrotem Binder und einem braunen Pfadfinderhut. Diese Kleidung sollte den Ursprung des WFZ widerspiegeln. Nach dem Ende seiner Vorstandstätigkeit wurde Günter Siemens zum Ehrenvorsitzenden des Waldstädter Fanfarenzugs ernannt.

 

Die 70er - von nun an mit Damenbegleitung - Jahre der Wettstreite und der Völkerverbindung

Wichtig für den späteren Werdegang des Vereins war das Jahr 1970. Der immer größer werdenden Bedeutung entsprechend wurde der Verein unter dem Vorsitzenden Walter Herdes in das Vereinsregister aufgenommen. Das bedeutete, dass der WFZ fortan:
"selbstlos tätig ist und die musische und
charakterliche Ertüchtigung seiner Mitglieder durch die Pflege und Förderung der Musik und der Leibesübungen auf breitester Grundlage bezweckt. Die musikalische Arbeit soll anregen zu einer positiven Freizeitgestaltung und zur Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft erziehen. "

Im Herbst des gleichen Jahres wurde die Majorettengarde gegründet. Es waren 16 Mädchen, die sich unter der Leitung von Gerd Schipper (t) und der Kommandeuse Annette Smarza an zunächst drei Übungsabende pro Woche trafen. Sie lernten zügig nach der Musik des Fanfarenzuges tänzerisch und diszipliniert zu marschieren und mit dem Stock gekonnt zu wirbeln. Der Erfolg stellte sich sehr schnell ein, die Garde konnte auf 25 Mädchen ausgebaut werden.

 

Durch das Sponsoring der Brauerei Iserlohn wurde 1971 für die Majoretten eine schmucke Uniform - Jackett mit weißer Fangschnur und Minirock in artillerie-rot, brauner Pfadfinderhut, weiße Stülpenlederhandschuhe und Stiefel angeschafft. Das neue Erscheinungsbild bei den ersten Auftritten der Majorettengarde mit den Musikern des Waldstädter Fanfarenzugs in Mechelen in Belgien, sowie eine Woche beim Karneval in Nizza und Monaco, war ein riesiger Erfolg und wurde mit viel Beifall bedacht. Als musikalischer Vertreter der Stadt Iserlohn gehörte es nicht nur zum guten Ton, es war für den WFZ eine große Ehre, zum Empfang bei den Bürgermeistern von Nizza und Monte Carlo Gastgeschenke austauschen zu dürfen.

Aufgrund der erfolgreichen Erweiterung des Vereins war eine Namensänderung in

Waldstädter Musikzug mit Majorettengarde Iserlohn e.V. (vormals Waldstädter Fanfarenzug e.V.) unausweichlich geworden.

Wegen der vielfältigen Verdienste für den Verein wurde 1971 der damalige Direktor der Brauerei Iserlohn, Dr. Alfons Sebastian Maier zum ersten Ehrenmitglied ernannt.

Das die gründliche und mit großer Energie eingebrachte Arbeit sämtlicher Musiker und Majoretten wieder zu vielfältigen Erfolgen bei Wettstreiten führte, zeigten 1972 und 1973 in Viersen der Gewinn des Europapokals in der Hörnerklasse für die Majorettengarde und den Musikzug. Den "Großen Preis der Bundesrepublik Deutschland" wurde in der Musikzugklasse gewonnen.

Es folgten weitere Veranstaltungen in Frankreich, z. B. in Paris, Chalon sur Saöne, St. Etienne, Lyon, Douai, Calais, in Belgien beim Drumband-Festival in Oostende, Holland, Österreich und der Schweiz.

Ein Großteil dieser vielen erfolgreichen Auftritte hat der WFZ dem inzwischen verstorbenen 1. Vorsitzenden der FEN Rudolf Toenissen zu verdanken. In Anerkennung dieser Verdienste um den Waldstädter Musikzug wurde ihm in den 70er Jahren die Ehrenmitgliedschaft zuerkannt.

Ab 1972 nahmen der Musikzug und die Majorettengarde regelmäßig an den Musikparaden und den Schützenfesten des IBSV teil. Die Zugführung hatte Klaus Behde übernommen. Die Leistungen waren beachtlich im Vergleich zu den vielen auswärtigen, überwiegenden Militärkapellen und steigerten sich von Jahr zu Jahr. Der Musikzug und die Majorettengarde gefielen der Bevölkerung und wurden mächtig bejubelt, waren und sind sie doch ein Teil unserer Heimatstadt, auf den die Bevölkerung stolz sein kann.

 

1973 war der Moment gekommen, einem Profi die musikalische Probearbeit zu übertragen. Der Musiklehrer an der hiesigen Musikschule und langjähriger Solohornist Siegfried Karow verstand es, den Eifer der "Fanfarenbläser" zu nutzen, um ihnen das Spielen auf Ventilblasinstrumenten beizubringen. Das Erscheinungsbild wurde abermals geändert: Die Musiker bekamen jetzt eine rote Jacke mit Taillengurt, schwarze Hose und braunen Pfadfinderhut; die Majorettengarde trat in dunkelblauer Uniformjacke mit passendem Minirock sowie mit braunem Pfadfinderhut auf.

Am 13. September 1975 wurde anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Waldstädter Musikzugs und seiner Majorettengarde in der Parkhalle unter der Schirmherrschaft des damaligen Oberbürgermeisters Helmut Lindner und des Brauereidirektors Dr. A. S. Maier ein "Großes Blasmusikfest" veranstaltet.

Siegfried Karow wurde wegen seiner besonderen Verdienste um die nicht einfache, aber dennoch gründliche Ausbildung der Fanfarenbläser und Trommler zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Er schaffte es, sie zu Musikern mit "Ventilen und Noten" zu machen, und damit aus einem Fanfarenzug einen guten Musikzug zu bilden. Erfolge, welche die Leistungen der Musiker bestätigten, stellten sich bald ein. So z. B. 1975 die Durchführung eines Kurkonzertes in Bad Meinberg und 1979 der 4. Bundessieger beim Anne- Marie-Renger-Pokal in Bonn.

Die Majorettengarde wurde 1979 Nordrhein-Westfalen Meister, und 1980 erreichte sie in Viersen den 2. Platz beim Cup d'Europe unter der Führung der Kommandeuse Brigitte Rosnau. Einen Ehrenpreis erhielt hier der Musikzug unter der Führung von Klaus Dieter Esser.

Es folgten viele Teilnahmen und große Erfolge bei Wettstreiten im In- und Ausland, von denen insgesamt über 100 Pokale und Ehrenteller, davon fast 60 mal der erste Preis, in die Heimat mitgebracht wurden. Gute Musik und diszipliniertes Auftreten zahlten sich also aus.

Von 1976 bis 1978, spielte Christopher Dawe, Posaunist bei den damals in Deilinghofen stationierten Royal Irish Rangers im Musikzug mit. In dieser Zeit übernahm er die musikalische Einstudierung vieler Märsche, insbesondere die der britischen Militärmärsche. Durch diese Zusammenarbeit hat sich das Waldstadtorchester zu einem würdigen Interpreten britischer und amerikanischer Militärmärsche entwickelt.

Unter dem seit 1977 amtierenden Vorsitzenden Hans- Hermann Bahr hatten der Musikzug und die Garde ihr Outfit abermals geändert. Die Musiker traten wieder in beige- farbigen Jacken und die Majoretten in roten Uniformen auf.

Zum 30-jährigen Bestehen des WFZ wurde am 11. Oktober 1980 unter der Schirmherrschaft von Dr. Sigurd Pütter in der Parkhalle ein unvergessener großer Tanzabend durchgeführt. Die mit dem Verein befreundete Big-Band des 1 th BN Worcestershire and Sherwood Forester Regiment gestaltete diesen wunderbaren Abend musikalisch.

 

Die 80er - Jahre des instrumentalen Umbaus
Arnfried Pruß übernahm 1981 das Amt des 1. Vorsitzenden. Seitdem führte er besonnen und umsichtig souverän die Geschicke des WFZ und seiner Majorettengarde auf einem Erfolgskurs, der bis 2005 anhielt. Durch eine Vorstandserweiterung wurde das damalige Stadtratsmitglied Günter Bresser zum Präsidenten in den Vorstand gewählt. Er hatte dem damaligen jungen Vorstand unterstützend zur Seite gestanden und viele Kontakte zur Politik und Wirtschaft geknüpft.

Nach einjähriger Umgestaltung eines Kellerraumes in der Gaststätte Ratsklause in der Sophienstraße, zog der WFZ im Januar 1981 in das Vereins- und Übungsheim. Während der Umbauphase fanden keine Musikzugproben statt, aber dennoch wurden zahlreiche öffentliche Auftritte absolviert. Jetzt bot sich endlich wieder Gelegenheit, neue Musikstücke einzustudieren. Die vor mehr als 10 Jahren begonnene instrumentale Umstrukturierung des Musikzugs und die zwischenzeitliche Eingliederung vieler Musikschüler, die bei Siegfried Karow ein Blasinstrument gelernt hatten, war sehr weit fortgeschritten. Fanfaren und Landsknechtstrommein waren nicht mehr gefragt. Der Musikzug konnte jetzt größere Platzkonzerte durchführen.

Ein Konzert in den Außenanlagen des St. Elisabeth-Hospitals wurde durch den krankenhauseigenen Rundfunk in alle Krankenzimmer übertragen.

1983 wirkte der Musikzug zum erstenmal bei einer Schallplattenaufnahme für ein Musikalisches Portrait der Stadt Iserlohn mit.

Nachdem Siegfried Karow 11 Jahre die Verantwortung für die musikalische Probearbeit hatte, übernahm er 1984 die Führung und die musikalische Leitung des Musikzuges.

Die Instrumentalisierung des Musikzuges wurde stetig vorangetrieben. Der Klang der Blechblasinstrumente wurde um die Facette der Holzblasinstrumente erweitert. Die Leistungen des Musikzuges wurden mehr und mehr gefestigt und durch viele Auftritte im In- und Ausland belohnt. Z. B. durch die Reise nach England in den Jahren 1985 und 1990 anlässlich der 15 bzw. 20-jährigen Freundschaft des walisischen Kreises Wrexham Maelor Borough und des ehemaligen Landkreises Iserlohn sowie anschließend des Märkischen Kreises. Der Waldstädter Musikzug unter der Leitung von Siegfried Karow konnte mit seiner Majorettengarde unter der Führung von Alexandra Rosner als musikalische Abgesandte der Stadt Iserlohn in Wales die Zuschauer begeistern. Wo immer die beiden Gruppen auftraten, wurden sie für ihre ausgezeichneten Darbietungen mit lebhaftem Beifall bedacht.

Der Musikzug und die Majorettengarde nahmen an vielen Umzügen teil. So z. B. 1985 und 1986 zum Karneval in Genk / Belgien, Krefeld und Köln- Frechen zum 40. Geburtstag des Landes Nordrhein - Westfalen in Düsseldorf, zum traditionellen Freimarkt in Bremen und zum Stadtfest in Aachen, 1988 beim Lichterfest im Dortmunder Westfalenpark, zum Lulluz-Fest in Bad Hersfeld sowie bei der Open-AirVeranstaltung auf der Burg Altena anlässlich des Kreisheimattages und auch alljährlich beim Heimatfestumzug in Schwelm.

An dieser Stelle sei nochmals die alljährliche Teilnahme bei den Schützenfesten und Musikparaden des lseriohner- Bürgerschützen- Vereins erwähnt. Der Waldstädter-Musikzug mit seiner Majorettengarde nahm 1969 das erste Mal an der Musikparade des IBSV teil. Danach haben sie es mit ihrer typischen musikalischen Art und tänzerischen Darbietungen verstanden, ohne Unterbrechung seit 1972 dieses Volks- und Heimatfest zu verschönern. 

Wegen der gekonnten harmonischen Auftritte der Majorettengarde sowie der präzisen Darbietungen und besonderen Akzente des Musikzuges, die keineswegs Vergleiche mit Profikapellen zu scheuen brauchten, wurde die Iserlohner Bevölkerung immer wieder zu tobenden Beifallsstürmen hingerissen. Da die Blasmusik bei den Musikern zwangsläufig trockene Kehlen verursacht, wurde schon immer an den Probeabenden genügend "Fiüssigkeit" bereitgestellt. 1986 übernahmen Waltraud und Walter Seelbach von Frank Doebelt die Bewirtschaftung des Vereinsheimes. Seit nunmehr fast 20 Jahren sorgen sie sowohl für Sauberkeit und Ordnung, als auch für das Schmücken des Vereinsheimes bei den vereinsinternen Festlichkeiten.

1987 fand das 1. WFZ-Kaffeehaus Konzert im Parktheater statt. Zum ersten mal konnte sich der Waldstädter-Musikzug und auch die Majorettengarde im Parktheater konzertant einer großen Zuhörerschar im vollbesetzten Theater präsentieren. Das Ergebnis der fleißigen Probearbeit wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Auch in den Folgejahren wurden wegen der positiven Resonanz der Zuhörer immer wieder Unterhaltungskonzerte im Parktheater durchgeführt. Die Zahl der aktiven Mitglieder wuchs von Jahr zu Jahr. Im Proberaum herrschte allmählich Platzmangel. Deshalb wurden ab 1987 in der Aula der Truppendienstlichen Fachschule der Luftwaffe in der Bernhard-Hülsmann-Kaserne die Orchesterproben abgehalten. Dieser Übungssraum stand bis zur Auflösung der Garnison zur Verfügung. Aus dem gleichen Grund suchte der Verein für die geselligen Stunden ein größeres Vereinsheim, in dem aber auch musikalische Jugendarbeit stattfinden können sollte. Von April bis September 1989 wurde an der Mendener Straße 79a ein mehr als 100 Jahre altes Fabrikgebäude durch Eigenleistungen von Vereinsmitgliedern zu einem Vereinsheim umgebaut.

Am 27. Januar 1990 war es soweit. Der 1. Vorsitzende Arnfried Pruß konnte viele Ehrengäste aus Politik und Kultur begrüßen, um mit ihnen und den Orchestermitgliedern sowie der Majorettengarde zum zweiten Male ein Vereins-Casino einzuweihen. Es steht den Mitgliedern für Registerproben und Übungen, dem Vorstand für seine Sitzungen und Geschäftsführung sowie jeden Donnerstag allen Mitgliedern für ein geselliges Beisammensein zur Verfügung. Außerdem können hier die vereinseigenen Instrumente und Noten aufbewahrt werden.

Aufgrund der besonderen Leistungen für den WFZ beim Umbau des Vereins Casinos wurden 1990 Dietmar Pruß und Hartmut Wolkewitz zu Ehrenmitgliedern ernannt. Waren sie es doch überwiegend, die wochenlang neben ihrer beruflichen Tätigkeit aus dem alten Fabrikgebäude ein schmuckes zu Hause für alle Vereinsmitglieder geschaffen haben. Mit dem großen Ball am 13.10.1990 in der Parkhalle blickte der Verein auf 40 Jahre erfolgreiche Geschichte des Waldstädter Musikzuges zurück und konnte dabei auch den 20. Geburtstag der Majorettengarde gebührend feiern.

 

Die 90er - Jahre des konzertanten Aufbaus

Was mit dem 1. Kaffeehaus-Konzert 1987 begann, wurde im letzten Jahrzehnt intensiv fortgesetzt. Das Repertoire wurde um etliche Konzertmärsche, Ouvertüren und Liedern aus Opern und Musicals, Filmmusiken und Stücken der Unterhaltungsmusik erweitert. Die nachrückende Jugend konnte aufgrund ihrer musikalischen Grundausbildung in der Musikschule sehr schnell diese neuen musikalischen Leckerbissen umsetzen. Es wurden immer öfter konzertante Auftritte durchgeführt.

 

Eine großartige Veranstaltung war am 7. Februar 1993 das Große Unterhaltungskonzert im Parktheater. Mit Unterstützung unserer Majorettengarde, die dabei eine Showtanzeinlage bot und der weiteren Mitwirkung des Waldstadtchors lserlohn, des Männerchors Kalthof und der Ballettschule Bauer wirkten über 140 Akteure mit. Der Reinerlös von 3.000 DM konnte dem Deutschen Roten Kreuz zu Gunsten der Somalia- Hungerhilfe überreicht werden.

Der neue musikalische Weg war Grund genug für eine Namensänderung. Veränderte sich Anfang der 70er Jahre der Fanfarenzug zu einem Musikzug, so wurde am 9. März 1993 unter dem Vorsitzenden Arnfried Pruß ein Orchester daraus. Auch ein neuer Name wurde gefunden:

Waldstadtorchester Iserlohn mit den Abteilungen Musikzug und Majorettengarde e.V.

Dieser neue Name steht für anspruchsvolie konzertante Blasmusik und fetzige Marschformationen. In der musikalischen Führung spielten sich ebenfalls Veränderungen ab: Siegfried Karow wurde musikalischer Direktor und Steffen Hanschke übernahm die Musikzugführung.

Die Reihe der großen Unterhaltungskonzerte sowie auch die musikalischen Umrahmungen bei militärischen Appellen und feierlichen Anlässen von Vereinen waren in den folgenden Jahren an der Tagesordnung. Erwähnenswert sind das große Unterhaltungskonzert am 13. März 1994, das Frühjahrskonzert am 3. März 1996 unter dem Titel "Wie schön ist doch Musik" und das Frühjahrskonzert "Best of WFZ" 1997, jeweils im lserlohner Parktheater. Oft genug wurden von den Erlösen dieser Veranstaltungen soziale Einrichtungen in Iserlohn unterstützt.

Diese Konzertveranstaltungen wurden vom damaligen Bürgermeister der Stadt lserlohn Fritz Fischer stets begleitet. Sogar den zum Abschluss eines jeden Konzertes fälligen obligatorischen Radetzky- Marsch dirigierte er zur Begeisterung der Zuschauer wie ein Profi. Daraufhin wurde er am 4.6.1994 zum Ehrendirigenten des Waldstadtorchesters ernannt.

 

Seit 1994 pflegt das Waldstadtorchester eine besondere Freundschaft mit der Iserlohner Berufsfeuerwehr. Alljährlich am 1. Weihnachtstag besucht eine musikalische Abordnung die Feuerwehr an der Almeloer Straße mit einem Ständchen Weihnachtsmusik und überreicht der diensthabenden Wache ein Präsent.

1998 wurde ein Konzert zur finanziellen Unterstützung des Kinderbrandschutz-projektes "Floriansdorf' durchgeführt. Im Gegenzug konnten das Waldstadtorchester mehrere Male auf dem Gelände der Feuerwehr Sommerfeste und Jahresabschlussfeiern sowie 1995 anlässiich des 25-jährigen Jubiläums der Majorettengarde das große Biwak durchführen.

                               
Eine ebenso innige Freundschaft verbindet das Orchester mit der Reservistenkameradschaft der Bundeswehr und der 2. Kompanie des IBSV, die dem Vorsitzenden Arnfried Pruß sehr am Herzen liegt. Regelmäßige gegenseitige Besuche in den Vereinsheimen und Teilnahme an diversen Veranstaltungen sind an der Tagesordnung.

 

Ein bedeutsamer Moment war im Jahr 1997, als zum ersten Mal beim IBSV während des Kommers im Fackelschein der "Große Zapfenstreich" gespielt werden durfte. Die Darbietung der straffen, teils erhebenden Musik mit ihren militärischen, religiösen und vaterländischen Weisen in romantischer Atmosphäre im Park der Alexanderhöhe war ein ergreifender Moment. Er bleibt für die Musiker sowie auch für die Iserlohner Bürgerschützen wohl unvergesslich. Bis heute durfte aus diesem Anlass immer wieder das Können unter Beweis gestellt werden, ebenso beim Bürgerschützenverein Kesbern, mit dem eine innige Freundschaft besteht.

 

Neben den Konzerten wurde das Waldstadtorchester und die Majorettengarde auch weiterhin zu vielen Veranstaltungen, Jubiläen, Zeltfesten, Geschäftseröffnungen, Straßenfesten, Karnevals- und Schützenfestumzügen, (z. B. in Düsseldorf und Köln) engagiert. Sogar bei der Hundeolympiade in Dortmund gab das Waldstadtorchester den "Ton" an.

Von 1998 bis Anfang 2000 übernahm Wolfgang Seelbach die Position des Musikzugführers und setzte dabei seine Akzente.

Außer den zahlreichen musikalischen Auftritten hat das Waldstadtorchester und seine Majorettengarde zahlreiche gesellschaftliche Veranstaltungen zu verzeichnen. Erwähnenswert sind das Sommerfest im ehemaligen britischen Offiziers Casino des 2611 Engineer Regiments an der Sundernallee, die Reisen nach Callela und Lloret de Mar in Spanien, das Oster- Preis- Schiessen, das Oktoberfest und die Nikolausfeier in unserem Vereins- Casino sowie die Jahresabschlussfeiern im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer und bei der Iserlohner Feuerwehr.

 

Insbesondere dem 1. Vorsitzenden Arnfried Pruß, der fast 20 Jahre die Geschicke des Waldstadtorchesters und der Majorettengarde leitete, ist es zu verdanken, dass der Weg bis heute erfolgreich gegangen wurde. Viele erwähnte Veranstaltungen wurden unter seiner Leitung durchgeführt und einige kameradschaftliche Beziehungen zu Freunden im In- und Ausland sind Dank seiner Initiative entstanden.

 

(Fortsetzung von Johann - D. Stock-Schroer)
Das erste halbe Jahrhundert war geschafft
Im Jubiläumsjahr 2000 waren eine Menge Aufgaben zu meistern. Zusammen mit Roland Kirch als Co- Dirigent, schuf der musikalische Direktor des Waldstadtorchester Siegfried Karow ein Jubiläumskonzert der Superlative. Vor ausverkauftem Parktheater brachte das Waldstadtorchester, unterstützt durch seine Majorettengarde, dem Gesangverein Eintracht Gerlingsen und der Balettschule Bauer-Schramm, Musikstücke verschiedenster Prägung zu Gehör. Ein weiteres Highlight war wiederum die Teilnahme an den großen Festzügen des IBSV wo sich der Verein sogar mit einem eigenen Festwagen präsentierte.
Abgerundet wurde das Jubiläumsjahr durch eine rauschende Ballnacht in der festlich geschmückten Parkhalle zu Iserlohn. Hier nutzten viele aktive, passive und ehemalige "WFZ-ler" die Möglichkeit des Wiedersehens und vergnügten sich beim Tanz zu den Klängen, der aus Funk und Fernsehen bekannten "Peter Tieves Liveband" Neben Zahllosen Gästen aus Politik und Wirtschaft reisten unsere Freunde, die Klingenstädter aus Solingen extra mit einem Bus an und verschönerten den Abend durch gekonnte Darbietungen.

Da sich Siegfried Karow aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Vereinsleben zurück zog, stand das Orchester zunächst unter der musikalischen Leitung von Roland Kirch, der ca. ein Jahr später von Jürgen Gutknecht abgelöst wurde. Jürgen Gutknecht war aus Dortmund zu uns gestoßen und versuchte zunächst mit einigen wenigen Schülern die dringend notwendig gewordene Nachwuchsarbeit zu beginnen. Bei der Jahreshauptversammlung im Jahre 2004 stellte sich der Vorsitzende Arnfried Pruß, nach nun schon fast biblischen 23 Jahren der Amtsführung nicht wieder zur Wahl. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung den seit 1983 zum Verein gehörenden und mittlerweile promovierten Dermatologen Dr. Fritz Lax jun. - Arnfried Pruß wurde im Juli 2004 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Im Juli 2004 erfolgte ein erneuter Wechsel in der Musikalischen Leitung. Mit Thomas Voß konnte der Vorstand einen jungen und sehr engagierten Musiklehrer für sich gewinnen. Thomas Voß ist als Instrumentallehrer für Klarinette und Saxophon an der Gesamtschule Iserlohn beschäftigt und hat es verstanden innerhalb kürzester Zeit ein Vorstufenorchester zu gründen. Unterstützung in der mittlerweile vereinseigenen Nachwuchsarbeit erhält das Waldstadtorchester durch die Instrumentallehrer Tobias Ludwig (Posaune und Bariton), Jörg Krause (Trompete), Frau Dieren (Querflöte) und Thomas Voß (Klarinette und Saxophon) Eine hervorragender Kontakt zur Gesamtschule Iserlohn ermöglicht es den dortigen Schülern, die keine Möglichkeit haben eine Musikklasse zu besuchen, Ihre musikalische Ausbildung beim Waldstadtorchester zu genießen.

Nach nunmehr 20- jähriger, unermüdlicher Arbeit in den Vereinsheimen (Sophienstrasse und Mendenerstrasse) haben sich Waltraud und Walter Seelbach dazu entschlossen, die Theke aus ihren bewährten Händen zu geben. Für die geleistete Arbeit sei hier ein ganz besonderer Dank gesagt. Mit dem Jahr 2006 versucht nun der Verein, in Ermangelung eines Nachfolgers, die Arbeit durch wöchentlich wechselnde Thekendienste zu bewerkstelligen.

Neben den sehr guten Kontakten zur Reservistenkameradschaft Iserlohn und zur 2. Kompanie IBSV bestehen freundschaftliche Kontakte zum Spielmannszug des IBSV, zum Spielmannszug des BSV Hemer, zu den Iserlohner Stadtmusikanten, zu den 58th Scotish Volonteers, zu den 1st Sauerland Pipes and Drums und nach wie vor zur Berufsfeuerwehr der Stadt Iserlohn. Viele Mitglieder dieser Vereine zeigen durch ihre Mitgliedschaft im Waldstadtorchester offen Ihre Zuneigung zum "WFZ"

Der WFZ im Umbruch
Bei der Jahreshauptversammlung des Jahres 2006 erklärte Dr. Fritz Lax seinen Rücktritt vom Amt des Vorsitzenden. Auch Marcus Bösterling stand nicht weiter als Geschäftsführer zur Verfügung. Bei dieser Versammlung wurde dann Johann-Diedrich Stock-Schroer zum neuen Vorsitzenden gewählt. Als Geschäftsführer stand ihm Manfred Barth und als Kassierer Walter Seelbach im geschäftsführenden Vorstand zur Seite.
Thomas Voß erklärte sich nicht bereit die Probenarbeit weiter fortzusetzten und begann damit ein eigenes Ensemble aufzubauen. Er überredete viele junge Menschen aus unserer Nachwuchsabteilung ihm zu folgen und uns den Rücken zu kehren. Daraufhin wurde er vom Vorstand entlassen und an seine Stelle trat nun Bernd Gimpel, ein Vollblutmusiker und Entertainer. Es stellte sich rasch heraus, dass der Verein mit ihm einen echten Glücksgriff gemacht hat. Aus beruflichen Gründen war Manfred Barth leider dazu gezwungen nach Ablauf einer Wahlperiode von zwei Jahren seine Geschäftsführertätigkeit aufzugeben. Maßgeblich hat er an der Überarbeitung der Satzung mitgewirkt und aus dem Waldstadtorchester wurde nun der Musikverein Iserlohn „Die Waldstädter“ e.V. Ihn ersetzte Frank Doebelt, der bis dahin als Werbemanager im Vorstand tätig war. Im Jahre 2009 wurde Walter Seelbach als Kassierer von Ralf Hilgemann abgelöst. Leider waren „Die Waldstädter“ dazu gezwungen zum 01.04.2009 ihr geliebtes Casino bei Siggi Karow an der Mendener Straße aufzugeben. Mit dem Wegfall eines eigenen Vereinsheims wurde der schwierigen Finanzsituation Rechnung getragen, denn auch unsere Auftraggeber haben nicht mehr die Mittel zur Verfügung um Gagenforderungen vergangener Jahre zu erfüllen. Überdies hatte sich das Vereinsheim nur mit größten Mühen selber tragen können und drohte, trotz Hinzunahme eines Co-Mieters zu einem „Zuschußbetrieb“ zu werden. 
Mit klingendem Spiel und einem Blumenstrauß verabschiedeten wir uns bei unserem Vermieterehepaar Siegfried und Doris Karow und es wurde in unsere neue Vereinsgaststätte „Zur Laterne“ marschiert, wo uns unser neuer Vereinswirt Franz Gerhard (Sohn unseres Verstorbenen Ehrenmitglied Paul Gerhard) freudig willkommen hieß.

Dank großzügiger Spenden der Sparkasse Iserlohn und der Bürgerstiftung der Sparkasse Iserlohn konnten im Jahre 2010, 30 neue Uniformen für die Musiker angeschafft werden die in unserer Traditionsfarbe Rot gehalten und im Schnitt der Coldstream Guards, einer der fünf Leibgarden der Britischen Königin, geformt wurden.

Bernd Gimpel ist die Formierung einer WFZ-Combo in Stärke von 10-12 Musikern zu verdanken die unseren Auftraggebern die Möglichkeit bietet, auch für kleinere Events den richtigen musikalischen Rahmen bei den Waldstädtern zu buchen.
Höhepunkte der Vergangenen Jahre war neben der alljährlichen Teilnahme am Schützenfest des IBSV, bei denen jeweils die Freundschaft zur 2. Kompanie vertieft werden konnte, die Teilnahme an den Bundesschützenfesten in Neheim.
Ebenfalls an der längsten Hochzeitstafel der Welt im Juli 2010 auf der Autobahn A40 bei Essen-Krey waren die Waldstädter mit einer stattlichen Anzahl von Teilnehmern mit von der Sache.

Nachwievor pflegen wir unsere Freundschaften zur RK Iserlohn, der 2. Kp. IBSV, dem Spielmannszug des IBSV und des BSV Hemer und sind auch weiterhin der Berufsfeuerwehr der Stadt Iserlohn sehr dankbar, dass wir in deren Räumlichkeiten jeden Dienstag unserer Probenarbeit nachkommen können.

Zukünftig wünscht sich der Verein weiterhin, dass er von Menschen mit und ohne Instrument die Unterstützung erhält, die ihn hat 60 Jahre alt werden lassen.